Zusammenfassung
Der sich in Deutschland vollziehende demographische Wandel äußert sich in einer relativen Zunahme älterer Menschen bei gleichzeitiger Stagnation der Bevölkerungszahl. Ferner ist in vielen ländlichen Regionen eine Abnahme der Bevölkerung zu verzeichnen. Dieser Trend bedeutet beträchtliche Veränderungen der Betriebsbedingungen, die infolge der Trägheit von Abwassersystemen nur teilweise durch Anpassungen kompensiert werden können. Eine weitere Herausforderung, bei der demographische Überlegungen zum Tragen kommen sollten, ist die abwassertechnische Erschließung ländlicher Räume, die im Zuge der Wasserrahmenrichtlinie bis zum Jahr 2015 vollständig erfolgen muss.
Das Ziel der Projektpartner ist daher die Entwicklung von Methoden und Modellen zur differenzierten Vorhersage der Auswirkungen des demographischen Wandels auf den Kanalnetz- und Kläranlagenbetrieb sowie auf den Abwasseranfall und dessen Zusammensetzung.
Ergebnisse:
- Im Vergleich der Kläranlagentypen erwies sich die aerobe im Gegensatz zur anaeroben Schlammstabilisierung als weitgehend unempfindlich gegenüber rückläufiger Abwasseraufkommen.
- Die Betriebskosten lassen sich nicht proportional zur Bevölkerungsentwicklung senken. Der Bevölkerungsrückgang führt zu einem Gebührenanstieg fast im Verhältnis 1:1.
- Die höchste Einsparung wäre durch Abschaltung der Faulung und Umstellung auf aerobe Stabilisierung erzielbar. Geraten wird dennoch zu einer besseren Auslastung der Faulung durch Co-Substrate.
- Ein Auftreten des korrosiv wirkenden Schwefelwasserstoffs (H2S) ist vorrangig system- und wenig demographisch bedingt.
- Unter den gegebenen Rahmenbedingungen ist der Ausbau zentraler Abwasserentsorgungsnetze im ländlichen Raum selten sinnvoll. Effektiver sind dezentrale Lösungen.
- Es wurde ein Modell entwickelt, welches die demografischen Prognosen mit den altersspezifischen Einnahmemengen bestimmter Pharmaka verbindet. Die Schätzungen liegen für ca. 30 Arzneimittel in der räumlichen Auflösung Kreisebene vor.