Zusammenfassung
Kenntnisse über Gefahren, die von Standorten ehemaliger Ledergerbereien durch chemische Stoffe und Krankheitserreger ausgehen, waren bisher lückenhaft. Die Erfahrungen mit Sanierungsmaßnahmen auf ehemaligen Gerbereistandorten waren äußerst gering. Zu hohe Schadstoffbelastungen und der Verdacht des Vorkommens von Sporen der Viehseuche Milzbrand (Bacillus anthracis) behindern die Wiedernutzung ehemaliger Gerbereistandorte.
Zunächst wurden die historischen Verfahren der Lederherstellung und der bei ihnen eingesetzten Chemikalien rekonstruiert. Auf fünf ehemaligen Gerbereistandorten sowie in den Flussniederungen im Abstrom ehemaliger Abwassereinleitungsstellen wurden Boden und Grundwasser chemisch und mikrobiologisch untersucht.
Ergebnisse:
- Es stellte sich heraus, dass Produktionsareale, Klärbecken, Rieselfelder, Abfallablagerungsbereiche für produktionsspezifische Reststoffe und abströmige Niederungsbereiche der Vorfluter z. T. erheblich chemisch belastet sind. Hauptkontaminanten sind Chrom, Arsen und Naphthalin. Chrom ist in vielen Fällen sehr fest an die organische Bodenmatrix gebunden und kaum verlagerbar.
- In Laborversuchen zeigte sich, dass die organischen Klärbecken-sedimente und organikreichen Oberböden der Rieselfelder von den Schwermetallkontaminationen nicht mittels Bodenwäsche gereinigt werden können. Die Ablagerung dieser Substrate unter Luftabschluss und Wassersättigung führte zu einer Mobilisierung von Arsen.
- Mit Hilfe der PCR(Polymerase-Kettenreaktion)-Methode gelang es, auch sehr geringe Konzentrationen von Milzbrandsporen nachzuweisen.
Zur besseren praktischen Verwertbarkeit der umfangreichen Ergebnisse wurde der Leitfaden „Erkundung ehemaliger Gerbereistandorte“ separat zum Forschungsbericht erarbeitet und veröffentlicht.